JAS Nº 90 – Kummer Schiess

Projektgeschichten erzählen

Das konzeptionelle Verknüpfen von Teilaspekten unterschiedlicher Massstäbe und die Integration aller Akteure treibt die beiden jungen Architekten Luc Kummer (1982) und Martin Schiess (1982) in ihrer Wettbewerbsarbeit an. Beide sind gelernte Hochbauzeichner, kennengelernt haben sie sich in der Halle 180 der ZHAW Winterthur. Ihr erster Wettbewerbsgewinn, das Schulhaus in Ennetbaden, ist nun eröffnet.

Was ist eure Herkunft?

Wir haben beide eine Hochbauzeichnerlehre abgeschlossen und uns während unseres Architekturstudiums in der Halle 180 der ZHAW in Winterthur kennengelernt. Nach einigen Jahren in Büros haben wir uns 2014 entschlossen, gezielt Wettbewerbe zu bearbeiten, um unsere Architekturdenkweise zu entwickeln. Uns motiviert an öffentlichen Wettbewerben der hohe baukulturelle Wert und die Möglichkeit für die breite Gesellschaft zu entwerfen. Von 2016 bis 2019 unterrichteten wir an der Hochschule Luzern und der Berner Fachhochschule. Mit zwei Wettbewerbsgewinnen – dem Schulhaus in Ennetbaden und einer Wohnsiedlung in Goldach, die durch Dritte ausgeführt wird – gründeten wir 2018 unser Büro.

Was ist euch wichtig im Denken und Entwerfen?

Die Methodik des synchronen Entwerfens an der ZHAW hat uns sicherlich geprägt. Wir nähern uns über alle Massstäbe, Aspekte, Mittel und Methoden einem Entwurf an. Uns ist wichtig, dass jeder Teilaspekt in den Gesamtentwurf eingebunden ist oder diesen reziprok befruchtet. Über Vertiefungen einzelner Themen und einem steten Hin und Her versuchen wir möglichst klare und stabile Projektgeschichten zu erzählen, verhindern dadurch Beliebigkeiten und formen starke Konzepte. Der Architekturwettbewerb bietet uns dafür ein Vehikel, über welches wir unseren konzeptionellen Fundus pflegen und Themen erforschen.

Projekte sind für uns Produkte aller am Prozess beteiligter Akteure. Wir fördern die Integration und Partizipation zukünftiger Nutzerinnen. Unser Einsatz dient immer einer ökologischen, nachhaltigen und sozial gerechten Architektur.

Und wie zeigen sich diese Aspekte konkret in einem von euch ausgewählten gebauten Projekt?

Das Konzept des Schulhauses in Ennetbaden entwickelten wir massstabsübergreifend aus sich bedingenden Teilaspekten. Den Neubau reihten wir in die Morphologie der bebauten Hangkante ein. Als Gebäudezugang und Adresse legten wir durch das Volumen einen öffentlichen Durchgang, der die Aussenräume auf zwei Niveaus verbindet und als Aufenthaltsraum für Schule und Quartier dient. Die Tragkonstruktion des schlanken Gebäudekörpers entwarfen wir als fünf gestapelten Hallen in vorgefertigten Betonrahmen, die räumlich auf die Gebäudeausrichtung Bezug nehmen und eine maximale Flexibilität ermöglichen. Alle vertikalen Elemente legten wir entsprechend an die Aussenseiten des Gebäudes: die Haustechnik in aufgefalteten Stirnwänden und das Treppenhaus vor der Längsfassade – wie ein Aussichtsturm. Am Tragwerk nur angehängt planten wir die leichte, gewellte und ausgestellte Gebäudehülle. Schaltbare Räume im Innern und eine zurückhaltende, materialeigene Farbigkeit erlauben den Schulkindern und Lehrpersonen eine maximale Aneignung.

Alle Aspekte des Gebäudes konnten wir in engem Dialog mit der Auftraggeberschaft und den Fachplanenden entwickelt. Im Inneren durften wir Ideen und Wünsche der Kinder aufnehmen und in Lern- und Ruhenischen, sowie einen doppelgeschossigen Raum zum Toben und Rutschen übersetzten.

Neubau Schulhaus Bachtal

KUMMER/SCHIESS

www.kummer-schiess.ch

Standort: Grendelstrasse 9, 5408 Ennetbaden
Bauherrschaft: Gemeinde Ennetbaden
Architektur: Kummer Schiess Architekten, Zürich
Chronologie: Wettbewerb 2018, Planungsbeginn 2019, Bezug 2023

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